Wer sind Sie und wie viele?
Wir alle haben ganz viele Rollen in unserem Leben – seien es Altersrollen, Berufsrollen, Rangrollen, soziale Rollen usw. Einige davon sind Rollen, die wir uns selbst ausgesucht haben, andere wurden uns „zugewiesen“. Welche Rollen sind Ihre wichtigsten, wie füllen Sie sie aus, welche Rollen wollen Sie zurückfahren und welche ausbauen? Eine spannende Auseinandersetzung mit sich selbst.
Jeder Mensch hat zahlreiche Rollen in seinem Leben. Der deutsche Zeitmanagement-Experte Lothar Seiwert nennt sie zutreffend „Lebenshüte“. Vielen Rollen haben wir uns selbst ausgesucht, aber nicht alle. Wir haben Haupt- und Nebenrollen – solche, die wir mit vollem Enthusiasmus leben, andere mehr aus Pflichtgefühl. Es ist unmöglich, alle Rollen gleichzeitig gut auszufüllen. Aber doch haben wir häufig ein schlechtes Gewissen, wenn wir dies nicht tun, und versuchen, alles perfekt zu machen. Doch das geht dann manchmal auf Kosten von einem selber.
Mit manchen Rollen sind auch ungute Stereotypen oder überzogene Erwartungen verbunden, wie man diese zu leben hat. Andere Rollen geben einem eine soziale Orientierung (z.B. der weisse Arztkittel). Wiederum andere Rollen sind geprägt von den Gruppenzielen und -regeln, die mit diesen Rollen verbunden sind. Wenn man diese Rollenerwartungen nicht erfüllt, riskiert man Sanktionen. Rollen haben also grossen Einfluss darauf, wie wir unser Leben leben.
Was sind Ihre Lebenshüte?
Deshalb ist es zwischendurch hilfreich, sich bewusst zu werden, welche Rollen man hat und wie man sie lebt. Dazu lade ich Sie heute ein. Meine Vermutung aus der Ferne ist: Sie haben mehr Lebenshüte auf, als Sie sich bewusst sind. Damit Sie sich besser vorstellen können, was man so alles unter Rollen verstehen kann, habe ich hier meine wichtigsten persönlichen Rollen aufgeführt (in drei unterschiedliche Kategorien aufgeteilt). Schauen Sie sich diese Liste an und erstellen Sie sich danach Ihre eigene Rollenliste. Anschliessend werde ich Ihnen ein paar Fragen dazu stellen.
Meine zugewiesenen Rollen:
- Knapp 52-jährige Frau
- Tochter
- ältere Schwester
- Götti- und Gottikind
- Schweizerin und in der Schweiz aufgewachsen
Meine selbst ausgesuchten Rollen:
- Ehefrau
- Mutter von zwei Töchtern (7 und 9)
- Katzen“mami“
- Gotti
- Mit-Hauseigentümerin
- Universitäts-Absolventin
- Frühere Managerin/Führungspersönlichkeit (wichtig für meine heutigen beruflichen Rollen…)
- Unternehmerin
- Coach
- Trainerin/Entwicklerin
- Wissensvermittlerin
- Mitglied einer Bürogemeinschaft
- Mitglied von zwei Berufsverbänden
- Freundin
- Nachbarin
- Einwohnerin unseres Dorfs
- Tennisspielerin
- Mitglied einer Tennismannschaft und eines -clubs
- Mitglied eines Fitnessclubs
- Leseratte
Meine Rollen aufgrund meiner Persönlichkeit resp. der Art und Weise, wie ich Dinge angehe:
- Menschen- und Tierliebhaberin
- Sich Kümmernde
- Organisatorin (Kinder-Tagesstruktur, Ferien, Geschäft usw.)
- Kommunikatorin
- Begeisterungsfähige
- Zuhörende
- Hartnäckige
- Mein Leben selbst in die Hand Nehmende
- Nicht gerne die Kontrolle Abgebende
- Risikofreudige
- Geniesserin
Nun sind Sie gefordert: erstellen Sie Ihre eigene Rollenliste und beantworten für sich dann folgende Fragen:
- Welches sind Ihre wichtigsten Rollen und warum? Tun Ihnen diese persönlich gut?
- Wie füllen Sie diese aus? Mit Begeisterung, Pflichtgefühl, sich aufopfernd oder auch für sich schauend?
- Welche Rollen erfüllen Sie mit grosser Befriedigung, Freude usw.? Wie können Sie diese Rollen noch stärker leben? Wie können Sie diese positiven Gefühle auch auf andere Rollen übertragen, indem Sie sie anders leben?
- Welche Rollen haben Sie nur aus Pflichtgefühl und würden Sie in einem ganz freien Leben nicht ausüben wollen? Gäbe es Möglichkeiten, diese zurückzufahren oder ganz abzulegen? Was hindert Sie daran, und wie können Sie diese Hindernisse überwinden?
- Gibt es Rollen, die Sie übermässig vereinnahmen? Wie könnten Sie sich hier besser abgrenzen?
- Welche Rollen gehören eher der Vergangenheit an, aus welchen sind Sie herausgewachsen, oder sie funktionieren nicht mehr gut (z.B. aufgrund veränderter Lebensumstände)? Wie können Sie diese Rollen ablegen?
- Welche Rollen möchten Sie künftig stärker leben? Oder gibt es sogar Rollen, die Sie noch nicht leben, die aber Ihrer Persönlichkeit entsprechen und Ihnen gut tun würden? Was hindert Sie daran, diese Rollen stärker oder neu zu leben? Was braucht es, um diese Hindernissen zu überwinden?
- In welchen Rollen gibt es Konflikte oder Disharmonien? Wie können Sie diese auflösen oder mit mehr Gelassenheit akzeptieren? Oder: wie können Sie sich von diesen Rollen verabschieden oder ihnen weniger Gewicht geben?
Was hat diese Übung bei Ihnen ausgelöst? Vielleicht mehr Bewusstsein, wie Sie Ihr Leben leben wollen? Änderungswünsche? Zufriedenheit mit dem, was Sie haben? Horchen Sie in sich hinein, und machen Sie sich an die Umsetzung. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und Befriedigung dabei.
© Claudia Kraaz